Name
Die Tiefbahn (U-Bahn)
 
geplant um 1960
       
Text Die geplante Zürcher Tiefbahn

Heute gehören S-Bahn, Tram- und Busverbindungen innerhalb der Stadt zur absoluten Selbstverständlichkeit. Niemand möchte diese liebgewonnen und schnellen öffentlichen Verkehrsmittel mehr missen. Vielerorts geniessen heute die öffentlichen Verkehrsmittel auch Vorrang gegenüber dem Individualverkehr.

Als um 1960 das Automobil in Zürich langsam aber sicher Einzug hielt, drohte dem verkehrstechnisch noch jungfräulich ausgebauten Zürich ein Verkehrschaos. So wagten Stadtplaner und Verkehrsexperten, unter dem Präsidium von Herrn Alt-Stadtpräsident Dr. Emil Klöti, die Lancierung eines Tiefbahn-Projektes für die Stadt Zürich. Die weitere Innenstadt, die Zufahrt nach dem Stadtkreis 11 sowie das Zentrum von Oerlikon sollten dadurch tramfrei gestaltet werden.

 

       
Abbildung
Bildtext Das Modell des geplanten Bahnhofplatzes mit Fussgängerebene und der Tiefbahnstation im Jahre 1962
Bildquelle Projektzeitung Tiefbahn
   
Text Die geplante Streckenführung

Geplant war die Realisierung einer unterirdischen Bahn auf folgenden Strecken:

  • Badener- und Birmensdorferstrasse - Stauffacher - Sihlporte - Löwenplatz - Hauptbahnhof
  • Sihlporte - Talacker - Paradeplatz - Bellevue - Seefeldstrasse und Forchstrasse sowie Heimplatz
  • Bahnhofquai - Central - Heimplatz - Hottingerstrasse
  • Central - Universität - Universitätsstrasse und Gloriastrasse
  • Löwenstrasse - St. Peter - Paradeplatz - Bleicherweg
  • Bahnhofquai - Limmatstrasse
  • Bahnhofquai - Schaffhauserplatz - Milchbuck - Oerlikon - Schaffhauser-/Binzmühlestrasse
  • Hirschwiese - Winterthurerstrasse - Hirschen Schwamendingen - Dübendorfstrasse
  • Irchel - Hirschwiese
  • Schaffhauserplatz - Buecheggplatz - Hofwiesenstrasse

Diese Vorlage wurde von der Bevölkerung der Stadt Zürich, anlässlich einer Volksabstimmung im Jahre 1962, aber deutlich abgelehnt. Dennoch gab dieses Projekt einige Anregungen für spätere Bauten. So zum Beispiel wurde 1968 mit dem Bau des Shop-Ville begonnen, mit dem Ziel die Fussgänger unterhalb des Bahnhofplatzes durchzuleiten. Gewisse Ähnlichkeiten sind nicht von der Hand zu weisen, wie auch das obige Modellbild aus der Pojektzeitung beweist.

 

   
Abbildung  15adabd7-74b1-492d-8afe-35cdc0efeca8
Bildtext Nach der Ablehnung der «Tiefbahn Zürich» durch das Volk im Jahr 1962 will die Stadt nun doch eine U-Bahn bauen. Erste Stationen werden präventiv schon mal gebaut. Trotzdem wird das Volk 1973 auch das U-Bahn-Projekt ablehnen. Es hält eisern am ewig modernen Tram fest. («Spektrum Schweiz» vom 15.1.1970)
Bildquelle Videoportal Schweizer Fernsehen SF
   
Text Von verlorenen Abstimmungen und vorhandenen Bauzeugen

Weitere Projekte für eine Zürcher U-Bahn wurden ausgearbeitet und gelangten im Jahre 1973 wiederum zur Abstimmung vor die Bevölkerung. Mit 71% Nein-Stimmen wurde aber auch am 20. Mai 1973 dieses Projekt von den Stimmberechtigten deutlich abgelehnt. Ein Fehlentscheid wie viele Politiker und Verkehrsexperten das Abstimmungsergebnis kommentierten.

Dennoch ist der Stadt Zürich ein wenig U-Bahn Romanze aus diesen Jahren erhalten geblieben. So wurde für die geplante U-Bahn bereits 1971 zwischen Milchbuck und Schwamendingen ein Teilstück gebaut. Dringende und unaufschiebbare Strassenbauten in dieser Region waren nötig, und ein allfälliger späterer Tunnelbau wäre mit enormen Mehrkosten verbunden gewesen. Sollte die U-Bahn nicht angenommen werden, so würde der Tunnel später für den Tramverkehr genutzt werden können.

Fleissige Trambenützer erahnen wohl schon jetzt wo sich dieses fertige Teilstück befindet. Richtig getippt, es handelt sich um die unterirdische Streckenführung der Linien 7 und 9 beim Milchbuck. Auf einer Länge von 2 km fahren diese Strassenbahnen im Zürcher Untergrund und bedienen so die ebenfalls unterirdischen Haltestellen Tierspital und Waldgarten. Die Tunnelstrecke wurde übrigens 1986 für den Trambetrieb freigegeben.

Wahre Tramfreunde werden bei dieser Streckenführung noch ein weiteres kleines Detail bemerkt haben. Normalerweise fahren die Zürcher Strassenbahnen auf der rechten Gleisspur. Damit aber diese beiden unterirdischen Stationen bedient werden können, (gemeinsame Mittelstation für beide Fahrtrichtungen) müssen die Tramwagen vor der Station auf das linke Gleis wechseln damit die Passagiere die Einstiege normal nutzen können.

 

   
Abbildung
Bildtext Unter der Winterthurerstrasse bei Nr.330 und unter der Autobahn A1 finden wir die unterirdische Tramhaltestelle Waldgarten. Aufnahme vom 6. September 2009.
Bildquelle Bildarchiv Dürst, Zürich
   
Abbildung
Bildtext Im ehemaligen für die Tiefbahn geplanten Tunnel fährt das Tram ausnahmsweise auf der linken Spur.
Aufnahme vom 6. September 2009.
Bildquelle Bildarchiv Dürst, Zürich
   
Abbildung
Bildtext Blitzschnell entschwindet das Cobra-Tram in die Dunkelheit des Tunnels in Richtung Hirzenbach.
Aufnahme vom 6. September 2009.
Bildquelle Bildarchiv Dürst, Zürich
   
Abbildung  
Bildtext Führerstandfahrt durch den geplanten Tunnel der Tiefbahn und heutigen Tramtunnel in Schwamendingen ungefähr um das Jahr 1987.
Bildquelle Youtube
   
Links zum
Thema
Schach dem Verkehrs-Chaos (Original Projekt-Zeitung aus dem Jahre 1962) 2,8 MB
 
 
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